Chronik

Chronik des MGV Concordia Wiedelah

 

 

 

ab 1863

 

Am 15.11. gründeten 16 junge Männer den Chor Männergesangsverein „Concordia“ Wiedelah. Es sind folgende Namen überliefert: Johannes Albrecht, Wilhelm Karl Abel, August Barke, Johannes Gründer, Friedrich Grubert, Franz Knoop, August Knoop, Edmund Lampe, Karl Lampe, Josef Loof, Arnold Schmidt, Fritz Sudhoff.

Der erste Vereinsvorsitzende war Johannes Gründer. Als Chorleiter stellte sich Kantor und Lehrer Grobe zur Verfügung. Der Chorleiter wurde von einem Musiker Abel mit der Klarinette unterstützt. Die ersten Gesangstunden fanden im alten Kloster (heute Alten- und Pflegeheim) statt. Ab 1868 sang man im Gründerschen Haus, 1871 wurde abwechselnd im Eckerkrug (Fürstenhof) und in einer Gastwirtschaft im Hause „Pulver-Bormann“ (heute Reinhold Mann, Bäckerstr.) geprobt.

 

In den folgenden Jahren traten die Wiedelaher Sänger zu verschiedenen Sängerfesten im Harzvorland auf. Zum 25-jährigen Jubiläum nahmen 28 auswärtige Vereine an der Feier teil. Die Mitgliederzahl war mittlerweile auf 80 angestiegen. 1895 errang der Chor bei einem Preissingen in Goslar den 3. Preis. Unter der Führung verschiedener Musiker und Chorleiter wuchs der Ruf des Chores über die regionalen Grenzen hinaus. Mit Auftritten in Peine, Hildesheim oder Wolfenbüttel tat sich besonders der Chorleiter Johannes Sippel bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts mit Preisen und Erstplatzierungen bei Sängerwettstreiten hervor.

 

um 1900

 

Zum 40 – jährigen Jubiläum wuchs der Verein auf 110 Mitglieder an. Man darf dabei nicht vergessen, dass sich im Ort zur gleichen Zeit ein zweiter Chor, der MGV Wiedelah, 1868 gegründet hatte. 1906 übernahm der Opernsänger Adolf Grupp aus Braunschweig die Chorleitung. Mit ihm errang der Chor bei den regionalen jährlichen Wettbewerben bis 1913 immer die 1. Preise und Ehrenpreise der I. Klasse. Nach dem 50-jährigen Jubiläum brach 1914 der 1. Weltkrieg aus. Der Singbetrieb wurde eingeschränkt, die Sänger trafen sich nur noch monatlich und hielten den Verein zusammen. Viele Männer des Chores kehrten aus dem Krieg nicht zurück.

 

Nach dem Krieg wurde der Chorbetrieb wieder aufgenommen. Es wurden neue Sänger gewonnen und der Chor konnte an seinen Leistungen und Erfolgen der Vergangenheit anknüpfen. In den Zwanziger Jahren wurde mit Preisgeldern und Spenden der noch heute vorhandene Konzertflügel für 3000 Mark angeschafft. Er wurde 2003 durch ein modernes elektronisches Klavier ersetzt. Heute steht er noch immer in einem Wohnzimmer in Wiedelah und wird zum häuslichen Musizieren genutzt.

 

1933

 

Zur Zeit des Nationalsozialismus konnte der damals hochbetagte Chorleiter Adolf Grupp ein Verbot durch die NSDAP verhindern. Seine Verdienste und Ehrungen durch den Deutschen Sängerbund waren ihm dabei behilflich. Zu seinem Gedenken nannte sich der Chor ab 1938 in Männerchor Adolf Grupp Wiedelah 1863 um. Nach seinem Tod folgte ihm 1937 der Musiklehrer Werner Zirbeck. Der junge Dirigent leitete den Chor erfolgreich bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939. Auch in diesen schweren Zeiten wurde der wöchentliche Übungsbetrieb aufrecht erhalten. 1941 berief die Deutsche Wehrmacht Werner Zirbeck zum Kriegsdienst ein. In den letzten Kriegsjahren vertrat der Lehrer Albert Aselmeyer den Chorleiter und setzte den Übungsbetrieb fort. Der Chor sang vor allem in Verwundetenheimen und Lazaretten.

 

1946

 

Während der amerikanischen Besatzungszeit wurden die Proben weitgehend eingestellt. Doch bald wuchs auch das Vertrauen untereinander – man veranstaltete ein Konzert für die GIs  und schon 1947 fanden die ersten Freundschaftssingen mit dem aus der russischen Gefangenschaft heimgekehrten Werner Zirbeck statt. In den folgenden Jahren wuchs der Chor durch verstärkte Werbung auf die alte Stärke an. Preissingen der alten Tradition wurden nicht mehr veranstaltet.  Zum 100 – jährigen Bestehen wurden im Juli 1964 30 Vereine zu einem Freundschaftssingen eingeladen. Zur Krönung des Jubiläumsjahres wurde dem Verein am 07.11.1964 im kleinen Sendesaal des Funkhauses in Hannover die Zelter-Plakette verliehen.

Die Zelter-Plakette ist als Auszeichnung für Chorvereinigungen bestimmt, die sich im langjährigen Wirken besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes und damit um die Förderung des kulturellen Lebens erworben haben. Sie wird durch den Bundespräsidenten verliehen.

 

In den folgenden Jahren wurden Kirchenkonzerte und traditonelle Konzerte im Ort durchgeführt. Mit Auftritten im Umland sowie der Aufführung der Deutschen Messe von Franz Schubert und der Weihnachtsgeschichte von Max Drischner machte sich Werner Zirbeck überregional einen Namen. 1977 wurde ihm der Titel Chordirektor ADC (Ehrentitel des Deutschen Chorverbandes) verliehen. Nach 43 Jahren verdienstvoller Chorleitung trat er 1981 in den Ruhestand.

 

1981

 

Sein Nachfolger wurde der Musiklehrer Heinrich Viering. Die Proben wurden in die „alte“ Sparkasse verlegt. Die Familie Mann hatte den ehemaligen Gasthof und alle Nebengebäude gekauft und baute das Haus in ein Restaurant mit neuem Saal um. Mit Herrn Viering gab der Chor 1983 ein viel beachtetes Konzert im Nonnenchor Wöltingerode. Auch die Eröffnungsfeier des Fürstenhofs wurde unter seiner Leitung mit festlichem Gesang vom Chor umrahmt. 1984 musste er den Verein aus beruflichen Gründen wieder verlassen. Nun hatte der Verein ein neues Singlokal mit dem großen Saal als Übungsraum und Konzertort aber keinen Chorleiter. Herr Arnold Gildner, Rektor der Grundschule Wiedelah, Chorleiter des Gemischten Chores und des Katholischen Kirchenchores Wiedelah und langjähriger Sänger des 1. Tenores übernahm als Vizechorleiter die Vertretung. Der Chorbetrieb konnte fortgesetzt werden.

 

1985 

 

Erst über ein Jahr später wurde Jürgen Schader als neuer Dirigent des Chores verpflichtet. Binnen kurzer Zeit stellte sich der Chor auf ihn ein. Die gut besuchten Liederabende 1986 und 87 waren eine erfolgreiche Vorbereitung auf die Festivitäten des Jubiläumsjahres 1988, die im Nonnenchor Wöltingerode und im Fürstenhof gefeiert wurden. Die Hauptveranstaltung des 125 – jährigen Jubiläums wurde im Sommer 1989 mehrtägig mit einem großen Fest begangen. Ein Freundschaftssingen mit 30 Chören wurde im Fürstenhof und im Festzelt durchgeführt. Vorher zog ein lange nicht mehr gesehener großer Festumzug durch Wiedelah.

 

Dieses Jubiläum war seit langer Zeit ein Höhepunkt in der Geschichte des Vereins. Die Vorbereitung, Planung und Durchführung verlangte dem Vorstand, insbesondere dem 1. Vorsitzenden Werner Tögel und seinem Festausschuss sowie dem Chorleiter Besonderes ab. Der gesamte aktive Teil des Chores trug zum Gelingen des Festes bei.

 

In diesem Jahr endete die Deutsche Teilung. Der Ort Wiedelah war durch seine  Lage besonders davon betroffen. Anfang 1990 beteiligte sich der Verein an der Grenzöffnungsfeier im Nachbarort Wülperode, die vielen Teilnehmern noch heute in guter Erinnerung ist. Im gleichen Jahr wurde eine „Tagesfahrt in die DDR“ nach Wernigerode durchgeführt. 1993 fand ein Ausflug nach Erfurt mit Singen im Dom und nach Naumburg statt.

Neben seinem Können als Chorleiter bewies Jürgen Schader bei der Planung von Tagesfahrten und Vereinsfeiern bemerkenswertes Geschick. Es wurden Mehrtagesfahrten nach Gronau, Bensheim und Kufstein gemacht. Bei den Faschingsfeiern des Vereins konnte er in den Büttenreden seine rheinländische Herkunft nicht verleugnen.

Ab dem Anfang der 90 er Jahre wurden regelmäßig mehere Veranstaltungen im Jahr durchgeführt. Es fanden Frühjahrskonzerte, gemeinsame Auftritte mit dem gemischten Chor Wiedelah und dem katholischen Kirchenchor, Herbstkonzerte und Advents- und Weihnachtskonzerte im Fürstenhof und in der Pfarrkirche statt.

Mit dem MGV Juliusstatt Wolfenbüttel, dessen Chorleiter ebenfalls Herr Schader war, wurden mehrere gemeinsame Konzerte im Fürstenhof Wiedelah, dem Nonnenchor in Wöltingerode, dem Schloss Wolfenbüttel und den Kirchen beider Orte durchgeführt. Die Liederabende und Konzerte wurden oft von Frau Karin Klose am Flügel, Frau Herma Völker als Sophranistin und dem Ehepaar Lukowsky künstlerisch begleitet. Sie bleiben bei vielen Teilnehmern unvergessen.

 

1993 und 1998

 

Die 130 und 135 – jährigen Jubiläen des Chores in den Jahren 1993 und 1998 fanden im kleinen Rahmen, jedoch mehrtägig und würdevoll in der Wasserburg Wiedelah ihren Höhepunkt. Die Feierlichkeiten wurden mit Festkonzerten mit befreundeten Chören der Umgebung in ehrwürdiger Ummauerung des über 700 jährigen Burginnenhofes begangen. Jürgen Schader wurde 1993 nach über 30-jähriger Chorleitertätigkeit der Titel Ehrenchorleiter des niedersächsischen Chorverbandes vom Präsidenten Wolfgang Schröfel verliehen. Umrahmt mit Wanderungen und Geselligkeiten, mittelalterlichen Spielen und Flair waren auch diese Veranstaltungen Höhepunkte in der Vita des Vereins und wurden von der Bevölkerung gut angenommen. Wiedelahs Ruf des „Singenden Dorfes“ wurde bestätigt.

 

1997

 

Im Juni 1997 endete die Chorleitertätigkeit von Jürgen Schader. Unmittelbar nach einem Chornachmittag im Kurhaus Hahnenklee trennte sich am Tag darauf der Verein in einer außerodentlichen Mitgliederversammlung von dem Dirigenten.

 

Nach der Sommerpause übernahm der Vizechorleiter Arnold Gildner den Chor und hielt somit den Chorbetrieb aufrecht. Der Vorsitzende Werner Tögel fand überraschend schnell den Nachfolger Heinz-Werner Ehbrecht, einen vor dem Ruhestand stehenden Lehrer, der aus Osterode stammend nach Wiedelah kam. Er nahm in kurzer Zeit die Chorleitung auf und bereitete den Chor auf das Konzert zum anstehenden Jubiläum 1998 vor.

Ab diesem Zeitpunkt werden die bis heute stattfindenden Boßelmeisterschaften durchgeführt, die der Verein jährlich für bis zu 20 Manschaften ausrichtet. Jeden September des Jahres findet diese öffentliche, „sportliche“ und anschließend gesellige Veranstaltung in der Dorfmark bzw. am Pfarrheim statt. Sie ist inzwischen eine bei der Bevölkerung geschätzte Geselligkeit geworden.

 

Anfang 1999 regte Heinz-Werner Ehbrecht die Teilnahme am Landeschorwettbewerb „Niedersachsen singt“ an. Über das Jahr wurden drei Lieder eingeübt und am 24.09. fand das ausscheidende Kommunalkonzert in der Hauptschule in Vienenburg statt, bei dem die Concordia den 3. Platz belegte. Dies war die Vorausetzung für die Teilnahme am Regionalkonzert am 08.10. in der Goslarer Kaiserpfalz. Vor 600 begeisterten Zuschauern, moderiert durch den NDR, belegte der Chor nach dem Gemischten Chor Lobmachtersen den 2. Platz von neun Chören und fuhr somit nicht zur Chorgala nach Hannover. Dennoch waren die Sänger und die Vereinsführung mit dem Ergebnis zufrieden und stolz. Die Arbeit hatte sich gelohnt und der Chor wurde seinem guten Ruf im Vorharz gerecht.

In den nächsten Jahren widmete sich der Chorleiter der Aufarbeitung von bedeutendem Liedgut des Chores. So wurden die Deutsche Messe von Franz Schubert  und die Italienreise von Willy Trapp eingeübt und in entsprechendem Rahmen aufgeführt. Herr Ehbrecht führte den Gospelgesang ein und arbeitete historische Weihnachtslieder auf, die in der Gospelnight in Goslar und bei Adventskonzerten in der Wiedelaher Pfarrkirche und in der Klosterkirche in Wöltingerode aufgeführt wurden. Immer wieder floss dieses neue und alte Liedgut in gemeinsamen Veranstaltungen  mit den zwei weiteren Wiedelaher Chören ein.

Es wurden Mehrtagesfahrten nach Papenburg und Ostfriesland und ins Erzgebirge zur Bergparade nach Seifen veranstaltet.

2001 fand eine Ehrung für Georg Geisler für 10 Jahre Anwesenheit (406 Singabende) ohne Fehlzeiten statt. Vom Verband wurde ein gravierter Teller und vom Verein eine Urkunde mit Präsent überreicht.

 

2004

 

Die dreitägigen Feierlichkeiten zum 140 – jährigen Vereinsjubiläum fanden nun schon traditionell im mittelaterlichen Rahmen der Wiedelaher Wasserburg im Juni statt. Nach dem Freundschaftssingen im Burghof wurde der Vorsitzende Werner Tögel auf eigenem Wunsch nach 30 Jahren verdienstvoller Vorstandsarbeit verabschiedet. In Würdigung seiner langjährigen Dienste für den Verein schenkte man ihm und seiner Ehefrau eine mehrtägige Reise. Gleichzeitig wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Neben vielen langjährigen Mitgliedern wurde auch Louis Knoop für seine 75 – jährige Mitgliedschaft besonders vom Bezirksvorsitzenden Jürgen Schader geehrt. Bei einem Karaokewettbewerb wurde Wiedelahs „Superstar“ gesucht und am letzten Tag endete die Feier mit einer Wanderung und einem Familien- und Kinderfest.

 

Das folgende Jahr war mit der Vorbereitung eines neuen Konzertes ausgefüllt.

Es sollte eine musikalische Reise durch Europa werden. Der Chorleiter wollte dem Publikum eine Liedauswahl europäischer Komponisten näherbringen. Gleichzeitig musste Werner Tögel noch einmal den Vorstand übernehmen, da sein Nachfolger  Anfang 2006 zurücktrat.

 

2006

 

Im Januar 2006 wurde das Konzert in der voll besetzten Katholischen Pfarrkirche Wiedelah mit goßem Erfolg aufgeführt. Die Spenden der Zuschauer wurden für die Restaurierung der Kirchenorgel verwendet. In der anschließenden Jahreshauptversammlung wurde der neue Vorsitzende gewählt.

Im Herbst des Jahres nahm der Verein mit einer Abordnung am Großen Umzug der 700 – Jahrfeier der Stadt Vienenburg teil.

 

Anfang 2007 trat der Chorleiter Heinz-Werner Ehbrecht zurück. Vizechorleiter Arnold Gildner übernahm wieder einmal vorübergehend die Chorleitung, so dass der Chorbetrieb aufrecht erhalten werden konnte. Zum Sommer gewann der Vorstand die Chorleiterin des gemischten Chores als zukünftige Dirigentin. Sie brachte frischen Wind in das Repertoire – verlor aber auch das ältere Liedgut nicht aus den Augen. In mehreren Konzerten und Auftritten der letzten Jahre konnte derChor das immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen.

 

Zur Jahreshauptversammlung 2011 wurde Georg Geisler für über 20 Jahre (823 Singabende) ununterbrochene Anwesenheit bei der Chorprobe geehrt.

 

2012

 

Besonders hervorzuheben ist die von der Dirigentin im Jahr 2012 durchgeführte Werbeaktion Man(n) singt, mit der 9 aktive Sänger geworben werden konnten. Bei einem Benefizkonzert zur Erhaltung der Grundschule Wiedelah wurde zusammen mit Solisten diese personelle Vergrößerung des Chores in gebührendem Rahmen gefeiert.

 

Zur Jubiläumsfeier im Dezember 2013 wurde die neu gestaltete Webseite des Vereins vorgestellt.

 

2014

 

Im Juni feierte der Chor sein 150 – jähriges Jubiläum in der Katholischen Pfarrkirche Wiedelah. In der Tradition bekannter Veranstaltungen und Auftritte hatte der MGV Concordia zum Auftakt in der Kirche wieder ein erstklassiges  und abwechslungsreiches Programm zu bieten. Es beteiligten sich die Gastchöre MGV Einigkeit Lochtum, MGV Gemischter Chor Lengde, Gemischter Chor Harmonie Schladen, Katholischer KIrchenchor Wiedelah, Gemischter Chor Wiedelah und Solisten.

 

In der zweiten Jubiläumsveranstaltung lud der Verein zu einem Liederabend und Ehrungen ein, Insgesamt 25 Mitglieder wurden für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Den erfolgreichen Abschluss des Jubiläumsjahres bildete ein Weihnachtskonzert zusammen mit dem Katholischen Kirchchenchor und dem Gemischten Chor Wiedelah.

 

Frank Müller im September 2015